Kinder brauchen Grenzen, damit sie sich im Laufe der Zeit zu starken Erwachsenen entwickeln können. In der Erziehung sind Regeln für Kinder für ein entspanntes Zusammenleben unumgänglich, denn Kinder testen gerne aus und wollen wissen, wie weit sie in bestimmten Situationen gehen können. Ein ‚Nein‘ zu akzeptieren fällt den Kleinen zunächst schwer. Sie lehnen sich dagegen auf, fangen an zu weinen oder schreien. Als Eltern sollte man in solchen Momenten unbedingt Ruhe bewahren, nicht nachgeben und vor allem seinen Prinzipien treu bleiben. Mit der Zeit wächst die Akzeptanz und das gemeinsame Leben wird umso entspannter.
Regeln für Kinder – Muss das sein?
Mit sinnvollen Regeln gestaltet sich das Familienleben auf Dauer wesentlich entspannter. Wichtig ist, dass die Regelungen von beiden Elternteilen gemeinsam aufgestellt und gleichermaßen gefordert werden, denn sonst ist das Chaos vorprogrammiert. Nur klare Grenzen geben dem Kind Orientierung und Sicherheit.
Prinzipiell kommt der Nachwuchs als Egoist auf die Welt. Die Grenze zwischen ‚mein‘ und ‚dein‘ ist anfangs nicht vorhanden und das Kleinkind nimmt in den ersten zwei bis drei Lebensjahren zunächst einmal nur seine eigenen Bedürfnisse wahr. Die sozialen Erfahrungen, die das Kind in dieser ersten Zeit macht, lassen es lernen, dass auch stets die Interessen anderer in die persönliche Entscheidung mit einfließen sollten. Zu dieser Leistung ist ein Kind aber erst ab einem Alter von drei bis vier Jahren fähig. Die beste Orientierungshilfe geben deshalb die Eltern, Freunde und nahe Angehörige, die wichtige Werte vorleben. Kinder schauen sich nämlich die Verhaltensweise in gewissen Situationen von Personen in ihrer nahen Umgebung in ab.
Wieso sind Regeln für Kinder so wichtig?
Um sein Kind zu einem verantwortungsvollen, rücksichtsvollen, friedlichen und anständigen Erwachsenen zu erziehen, muss man ihm bestimmte Werte vermitteln, die auch vor der Erwachsenenwelt nicht Halt machen.
Die Goldene Regel, an die sich Erwachsene und Kinder gleichermaßen halten sollten, lautet: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füge keinem anderen zu!“
Wer seinem Kind gewisse Regeln und Grenzen glaubhaft vermitteln will, muss sich auch selbst daran halten, denn die Kleinen sind sehr gute Beobachter. Werte, die uns Erwachsenen sehr wichtig sind, müssen auch dementsprechend aufrichtig vorgelebt werden. Geht man nämlich nicht mit gutem Beispiel voran, so sind selbst ausschweifende Erklärungen absolut wirkungslos – das Kind wird sich nicht langfristig an die Vereinbarung halten. Rutscht einem eine Phrase wie beispielsweise „Das ist so, weil ich es sage“ heraus, sollte man den Anspruch, den man an sein Kind stellt, ruhig einmal überdenken. Kann man diesen als Elternteil nämlich nicht begründen, so ist er möglicherweise gar nicht gerechtfertigt.
Maßregelung wie zu Großvaters Zeit
Natürlich wird kaum noch jemand bei seinem Kind den Erziehungsstil aus Großvaters Zeiten anwenden, bei dem bei Nichtbeachtung von Regeln schnell einmal die Rute, der Rohrstock, der Kochlöffel oder der Gürtel zum Einsatz kam. In der Schule wie auch zu Hause waren diese Methoden in den 50er/60er Jahren noch geläufig – inzwischen ist es in der Bundesrepublik Deutschland per Gesetz verboten. Gut so, denn inzwischen weiß man, welche schwerwiegenden psychischen Folgen derartige Strafen für Kinder haben.
Heute weiß man, dass körperliche und auch seelische Maßregelungen nicht unbedingt bewirken, dass ein Kind einsichtig ist. Es denkt vielmehr über die empfundene Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit nach, als über das eigene Fehlverhalten. Studien belegen sogar, dass sich Kinder, die oft bestraft werden, zu Hause zwar schon eher „unterordnen“, dafür aber außerhalb des Zugriffs ihrer Eltern maßlos gegen Regeln verstoßen. Zumal durch Strafen nur die Lektion vermittelt wird, dass es in Ordnung ist, wenn man anderen „Leid“ zufügt, um seinen Willen durchzusetzen. Absolut die falsche Message!
So erzogene Kinder empfinden Misstrauen gegenüber ihrer Umwelt und sind meist verhaltensauffällig. Es bleibt ihnen in den häufigsten Fällen verwehrt, zu selbstbewussten Erwachsenen heranzuwachsen. Meist sind sie später nicht in der Lage, sich und anderen Menschen zu vertrauen. Mittlerweile wurde auch mehrfach nachgewiesen, dass ein enger Zusammenhang zwischen mangelndem Selbstwertgefühl und einer Suchtgefährdung besteht.
Laissez-faire Erziehungsstil – Grenzenlosigkeit die verunsichert
Der Laissez-faire Erziehungsstil ist das andere Extrem und sicher auch nicht der richtige Weg. Hiermit ist die eher passive Erziehung gemeint, bei der Kinder tun können was sie wollen und kaum oder keinerlei Einschränkungen erhalten. Ein derartiges Aufwachsen bietet dem Kind kaum Sicherheit und Orientierung. Diese Kinder bekommen meist im Jugendlichen- und Erwachsenenalter Probleme beim Aufbauen und Halten von engeren Beziehungen zu Gleichaltrigen. Laisses-faire Erzogene sind häufig nicht in der Lage, angemessen mit Nähe und Distanz umzugehen und eine emotionale Bindung zu den Mitmenschen aufzubauen. Wer in seiner Kindheit und Jugend keine Grenzen erfährt, ist auch in der Schule und im Berufsleben aufgeschmissen, denn er hat nie gelernt, sich an feste Vorschriften und Regeln zu halten.
Welche Regeln brauchen Kinder?
Es gibt selbstverständlich kein Regelwerk für die Kindererziehung. Regeln und Werte muss jede Familie für sich selbst festlegen – allgemeine Benimmregeln und sinnvolle Standardregeln der Gesellschaft inbegriffen. Sobald ein Kind sprechen kann, ist es auch in der Lage Verhandlungen zu führen, zu diskutieren und gegebenenfalls auch zu provozieren. Das richtige Alter, um feste Regeln und Grenzen aufzuweisen. Provokationen sind bei Kleinkindern in der Regel nicht böse gemeint, sondern sie dienen einem einzigen Zweck: zu lernen, wie man sich in gewissen Momenten richtig verhält! Die Kleinen haben ganz feine Antennen, die Unsicherheiten bei den Eltern aufspüren. Deshalb sollte man nur sinnvolle Regeln für Kinder aufstellen, die jedes Familienmitglied einhalten und dauerhaft durchsetzen kann. Natürlich dürfen diese Vereinbarungen in manchen Situationen geringfügig vom allgemein gültigen „Familien-Regelwerk“ abweichen, dann aber nur mit einer Erklärung, weshalb eine Ausnahme gemacht wird (Beispiel: spätere Zubettgeh-Zeit im Urlaub).
Was tun, wenn das Kind eine Regel bricht?
Aus jedem Regelbruch muss eine Konsequenz erfolgen. Jedes Kind muss lernen, die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen und die Folgen daraus zu tragen. Zerstört der Nachwuchs beispielsweise sein Spielzeug, so folgt daraus die Konsequenz, dass er nicht mehr damit spielen kann. Es macht also wenig Sinn, die kaputten Spielsachen nachzukaufen, denn der Lernerfolg wäre dadurch gleich Null. Natürlich wird das Kind deshalb frustriert sein, möglicherweise auch richtig wütend. Aber genau darin liegt der Lerneffekt, denn auch der Umgang mit negativen Emotionen will gelernt sein. Trost von Elternseite gehört zwar schon dazu, aber mit den schlechten Gefühlen muss das Kind zurecht kommen.